Petra Binder und Doris Reichenauer – zwei ganz normale Frauen in der Mitte des Lebens. Die über die ganz normalen Dinge des Lebens sprechen. So lustig und so schwäbisch, dass es Lachmuskelkater gibt.

Südwest-Presse SONJA ALEXA SCHMITZ | 29.10.2014

Haben Sie sich mal gefragt, ob sie eine beste Freundin haben? Oder eine brauchen? Nach diesem Abend werden Sie das tun. Denn Ihnen wird bewusst werden, wie wunderschön es ist, mit der Freundin über das Älterwerden zu jammern und Lösungen für die Schlabberarme zu suchen (vielleicht asiatisches pilatisches Yoga?). Was für einen Spaß es machen kann über Bekannte zu lästern, die sich so vielen Schönheitsoperationen unterzogen haben, dass sie vor lauter „Blaschdik“ nach ihrem Tod im gelben Sack entsorgt werden müssen.

Vermissen Sie nicht auch die Freundin, die ihnen zur rechten Zeit das Zewa reicht, um es unter die Achseln zu stecken, um den Schweiß der lästigen Wechseljahre abzuwischen? Und wer braucht nicht diesen Freundschaftsbeweis: Frau steht in der Umkleidekabine, Hose passt nicht, fragt ihre Freundin, ob sie ihr die in Größe 36 holen kann, die kommt wieder mit der Hose in 42, ohne ein Wort. Hose passt. Frauen glücklich.

Aber Hauptthema ist natürlich der Mann. Die dunkelhaarige Petra und krachblonde Doris sind auf der Bühne beide frisch getrennte Singles. Glücklich erzählen sie sich all die Sorgen, die sie mit den Männern nun nicht mehr haben. Es ist alles dabei, das Schnarchen, das Einkaufen im Baumarkt, sein Bedürfnis gelobt zu werden, die Abende an denen er besoffen von der Feuerwehrversammlung heim kommt.

Hin und her schicken sie die Zuschauer von einer lustigen Situation in die nächste. Die Brüller: Petra erzählt von ihrem Frauenarztbesuch. Da geht sie nicht mehr hin. Zu peinlich. Ha, wieso? Also Petra liegt nackisch auf dem Stuhl als der Arzt sagt: „Haben wir uns heut wieder fein gemacht.“ Alles durchüberlegt: gewaschen, Achseln rasiert, sogar Intimspray hat sie benutzt. Bis ihr auffiel, dass sie das Intimspray mit Glitzerspray verwechselt hat.

Also los, die beiden sind frei, nix wie auf die Piste und einen neuen Mann angeln. „Zieh dir was Scharfs an!“, sagt die Schlanke. „Hab nix Scharfs“, sagt die Vollschlanke. „Komm mir gehe shobben!“ „Ich will nix vo dr schdang, vo dr schdang will i höchschdens oi halbs Göggele.“

Das Publikum ist schon längst begeistert. Immer wieder gibt es eine deren Lachen nicht aufhören will. Eine davon sitzt in der ersten Reihe. Als Doris sich ihren Mann vornimmt, „Taugt der was?“, „Der ist ja gut im Futter“, zerreißt es die Frau beinah vor Lachen. Kurt heißt der Mann. „Kurrrrt“ wird in Folge oft genannt. Kurt hat übrigens eine halbe Stunde nach dem Ende des Abends bereits einen Eintrag im Online-Gästebuch verfasst: „Hallo ihr Zwei, euer Auftritt in Schwäbisch Hall heute Abend war einfach super nah an der Wirklichkeit. Selten so gelacht, selten so in den (Hormon-)Spiegel der Geschlechter geschaut. liebe Grüße, Kurrrrrrt.“

„Dui do on de Sell“ muss man live erleben. Ihre Sprache und ihre Natürlichkeit sind unschlagbar. Kurt hat Recht, es ist wie aus der Wirklichkeit. So als hätte man die beiden zufällig im Café am Nebentisch sitzen, hört ihren Gesprächen zu und gratuliert sich, den besten Platz gewählt zu haben.

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