12.08.2014 Schwarzwälder Bote: von Bodo Schnekenburger
Petra Binder und Doris Reichenauer haben die Putzkittel abgestreift. Foto: Schnekenburger
Rottweil. Da geraten die beiden Damen dann doch aus der Fassung: Der Lacher, der beim Stichwort „drei Dinge, die ein Mann tun muss“ in die erwartungsgeladene Stille drängt, sorgt nicht nur beim Publikum für anhaltendes Gelächter, sondern bei Petra Binder und Doris Reichenauer noch Minuten später für kurze Unterbrechungen im Programm. Dabei hatten „Dui do on de Sell“ die Pointe noch gar nicht rausgelassen, als im Zelt unterm Wasserturm der Gast unvermutet die Regie übernahm. Doch damit muss man rechnen.
Zum Ferienzauber gehört das Duo zwischenzeitlich irgendwie dazu. Nicht jedes Jahr, aber regelmäßig, seit sie ihre Passion fürs Kabarettistische auf der Bühne ausleben, sind „Dui do on de Sell“ zu Gast unterm Wasserturm. Und sie haben ihr Publikum. Wenn der Termin steht, sind Karten bald rar.
Auch gestern Abend hieß es „ausverkauft“. Im Programm stand „Das Zauberwort heißt BITTE!“, ein Programm, in dem „Dui do on de Sell“ – für Nicht-Schwaben: „Diese da und Jene“ – ein ganzes Stück weg sind von den Shows, in denen sie noch in der Rolle von Putzfrauen die Welt, insbesondere die Umwelt, plaudernd und auch kalauernd aufs Korn nahmen. Aus locker verwobenen Gags sind längst schön komponierte Geschichten geworden.
Auftaktthema ist das Kommunikationsmedium. Es geht um „Schwäbisch“ zunächst als Sprache, dann als Befindlichkeit. Denn nur wer die kennt, weiß, wie welches Wort wann eine – und wenn, dann welche – Bedeutung erlangt. Dann spielt das Alter eine Rolle. Weniger wegen den anderen, aber ein bisschen halt schon. Und besonders schlimm ist es, wenn Enkel drohen. Das gibt den beiden die Möglichkeit, anhand der Entwicklung der zwischenzeitlich erwachsenen Kinder Schnitte aus der Entwicklung von Umgangsformen, Erziehung und Sprache satirisch zu präparieren. Das heißt: Sie rufen im Publikum die Erinnerung an Bilder der Vergangenheit wach und konfrontieren sie mit den Erfahrungen der Gegenwart. Neue Jugend heißt neue Sprache, heißt neue technische Entwicklungen, heißt neue Haltungen. Zweimal neue Jugend heißt: Man wird alt. Da hilft nur noch Fitness, also suchen „Dui do on de Sell“ Vorwände, um sich nicht quälen zu müssen. Sie finden sie im Erzählen. Schließlich will das Publikum unterhalten sein. Und es wird kräftig lachen. Das Thema mit dem Einzellacher, der die Lawine auslöst darf nicht fehlen: Männer. Die erträgt man, doch irgendwie gehören sie dazu. Und Launen haben schließlich auch Frauen, die übrigens mehr tun müssen als drei Dinge…