Charmant, ehrlich und grandios authentisch durchqueren „Dui do on de Sell“ (hochdeutsch: „Die eine und die andere“) den alltäglichen Wahnsinn, der mit einer gehörigen Portion Selbstironie wohl in jedem Gast eigene Erinnerungen weckt. Vor dem Auftritt in Rastatt am 20. März 2018 sprachen die beiden Kaberettistinnen Petra Binder und Doris Reichenauer mit BNN-Mitarbeiterin Meike Paul  über Sprachbarrieren, ihr liebstes Hobby und den Wunsch einmal Prinzessin zu sein.

Frau Binder – eine Pfälzerin, die im Schwabenländle aufgewachsen ist. Schlagen da zwei Herzen in Ihrer Brust?
Petra Binder: Auf jedem Fall! Ich würde mich als gelungener Mischling bezeichnen. (lacht) Ein Teil meiner Familie wohnt heute noch in der Pfalz und ein anderer in Baden-Württemberg. Ich mag beides.

 

Wie haben Sie zwei sich überhaupt kennen gelernt?

Doris Reichenauer: Das war bei der Amateur-Bühne der Stuttgarter Stäffelserutscher vor rund 25 Jahren. Wir spielten dort einige Jahre gemeinsam in verschiedenen Rollen und Theaterstücke.

 

Und nun kommen Sie als zwei Schwaben nach Baden. Geht das klar?
Doris Reichenauer: Aber natürlich! wir waren in den vergangenen Jahren häufig im Badischen unterwegs. Wir mögen unser fröhliches, badisches Publikum sehr und wir haben glücklicherweise auch das Gefühl, dass sie uns auch mögen. (lacht)

 

Wenn eine technische Zeichnerin und eine Bürokauffrau an ihrem gemeinsamen Kabarettprogramm schreiben – wie geht das von statten?
Doris Reichenauer: Sobald wir uns für ein Hauptthema entschieden haben, sammeln und schreiben wir all unsere Gedanken auf. Das macht aber zunächst jeder für sich alleine – denn in Sachen Humor ticken wir völlig unterschiedlich. Zum Glück muss man ja sagen.

 

Es hilft also, nicht immer einer Meinung zu sein?

Petra Binder: Na klar! Die Zuschauer sind ja auch unterschiedlich und so können wir verschiedene Charaktere ansprechen.

 

Das heißt, Sie sammeln Ideen und basteln dann zusammen?
Doris Reichenauer: Ganz genau! Wir setzen uns zusammen und bauen eine Geschichte daraus. Die Art von Kabarett-Programm wie wir es präsentieren, lässt sich aber nicht eins zu eins im Vorhinein aufschreiben. Vieles entwickelt sich auch spontan beim Spielen. Unser Publikum beziehen wir gerne mit ein.

 

Sie machen Impro-Theater?
Doris Reichenauer: Oftmals werden beim Aufritt neue Stories eingebaut, die wir vorher gar nicht abgesprochen haben, ja. Das gibt dann die echten und authentischen Reaktionen, teilweise bis hin zum eigenen Lachanfall.

 

Authentizität – für Sie ein Erfolgsrezept?
Petra Binder: Diese Art des Spielens funktioniert einfach für uns. Die Presse hat mal gesagt: Bei Dui do on de Sell hat man das Gefühl, man sitzt an einem Tisch im Kaffee und am Nebentisch würden sich zwei Frauen unterhalten. Am Schluss, gratuliert man sich mit Lachtränen in den Augen, dass man den besten Platz im Kaffee erwischt hat. Da freuen wir uns sehr darüber!

Das heißt, sie sind doch mehr als Arbeitskolleginnen. Würden Sie sich als Freundinnen beschreiben?
Petra Binder: Ja, sicher! Sonst wäre es gar nicht möglich, so lange gemeinsam als Duo auf der Bühne zu stehen. Wir kennen uns seit so vielen Jahren und haben so viel gemeinsam erlebt. Manche würden sagen, wir führen ein eheähnliches Verhältnis. (lacht)

 

Und wenn sie nicht die Lachmuskeln ihres Publikums strapazieren? Gehen Sie dann gemeinsam shoppen, essen, urlauben?
Petra Binder: Als Kabarett-Duo sind wir fast täglich gemeinsam unterwegs. Die wenigen freien Tage, verbringen wir gerne mit unserer Familie, für die sonst nur sehr wenig Zeit bleibt. Wenn der Auftritt aber eine Übernachtung erfordert, verbringen wir den Tag gerne gemeinsam und freuen uns auf unser gemeinsames Hobby: Extrem-Shopping. (lacht) Da sind wir uns sehr, sehr ähnlich.

 

Na, ausgiebig shoppen. Das ist ja für die ein oder andere Frau fast wie Urlaub.
Petra Binder: Stimmt. Gemeinsame Reisen planen wir aber eigentlich nicht gemeinsam. Trotzdem ist es tatsächlich schon passiert, dass wir völlig unabhängig voneinander, zur gleichen Zeit, zufällig das gleiche Hotel gebucht haben. (lacht)

 

Sie haben im Lauf ihrer Karriere schon viel erreicht. Gibt es noch immer Ziele?
Doris Reichenauer: Natürlich sind wir unglaublich glücklich über die große Beliebtheit. Das hätten wir uns nie träumen lassen. Wir sind zwei ganz bodenständige, normale Frauen – nehmen alles wie es kommt und sind sehr dankbar, wenn es so positiv läuft. Schön wäre es, noch einige Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erobern.

 

Gebe es da keine Sprachbarrieren?
Doris Reichenauer: (lacht) Wir lieben unseren schwäbischen Dialekt. So manch einer scheint allerdings etwas Angst davor zu haben, stimmt. Diese Angst möchten wir aber allen gerne nehmen und beweisen, dass man uns überall gut versteht. Ganz egal ob im Norden, Osten, Westen oder Süden.

 

Wie kommt das?
Petra Binder: Durch regelmäßige Fernsehauftritte in der ARD und im SWR sind wir es gewohnt, uns, was den Dialekt angeht, dem Publikum anzupassen.

 

Und was inspiriert sie? Ist es das eigene Leben, das Zeitgeschehen? 
Doris Reichenauer: Das kann ich bejahen! Uns inspiriert alles, was uns im Leben selbst bewegt oder begegnet. Wenn wir auf der Bühne Alltagsgeschichten erzählen, ist das real!

 

Es steckt also überall Petra Binder und Doris Reichenauer drin?
Petra Binder: Sowieso! Als wir das Programm „Wechseljahre“ geschrieben haben, dann haben wir von unseren Erlebnissen und Wahrnehmungen berichtet. Unsere Erfahrungen vom Erwachsen-Werden der Kinder groß und erwachsen werden, erzählen wir im Programm „Das Zauberwort heißt Bitte“. Die Herausforderungen einer Frau, wenn der Mann plötzlich zuhause ist, verarbeiteten wir im Programm „Reg mi net uf“. Es hat alles immer etwas Autobiografisches. Wir gehen einfach sehr aufmerksam durch den Tag und erzählen selbst erlebtes oder uns zugetragene Geschichten.


Auf was dürfen sich die Rastatter freuen? Können Sie schon was verraten?
Petra Binder: Man darf sich auf zwei Stunden fröhlich ausgelassene Stimmung mit vielen Lachtränen freuen.

 

Und was erwarten Sie von ihrem Aufenthalt? Vielleicht etwas Zeit um das Barockschloss zu besuchen?
Doris Reichenauer: Oh ja, da freuen wir uns besonders drauf. In jeder Frau steckt doch ein wenig „Prinzessin-sein-wollen.“ (lacht)