Petra Binder

Schauspielerin werden, war ihr Kindheitstraum…

Schon mit drei Jahren kam Petra Binder von der Pfalz nach Baden-Württemberg und wurde von waschechten Schwaben ganz bodenständig erzogen. Schauspielerin werden – das war schon immer ihr Traum. Schließlich zeigten schon zahllose Sketche auf frühen Schulfesten: Das Kind ist für die Bühne gemacht. Richtig infiziert wurde die kleine Petra aber vom Fernsehen. Der Komödien-Stadl war das Karriere-Ziel. Doch wenn man in den sechziger Jahren in einem schwäbischen Haushalt aufwuchs, war die Marschansage eine andere: Was Anständiges lernen, lautete die Devise. Und so führte der Karriereweg zunächst – ganz untheatralisch als gelernte Bürokauffrau in die IT-Branche.

Science-Fiction besessene, schwäbische Schwertgosch…

Doch der Anstand vermochte noch keinen Künstler zu bremsen. Schon gar keine Science-Fiction besessene, Psychothriller konsumierende, Steven King verehrende schwäbische Schwertgosch. Wohin denn aber bloß mit dem hochtoxischen Ideengemisch, entstanden aus bizarren Literaturvorlieben und skurrilen Alltagserlebnissen? Ins Kabarett. Doch halt! Ganz so schnell geht das natürlich nicht.
Kunst kommt von Können und jeder große Künstler fing einst klein an. Nach Jahren des Sehnens und Träumens in der schwäbischen Bürgerlichkeit, ereilte Petra Anfang der Neunziger der Ruf in Form einer Zeitungsanzeige: Die Stuttgarter Mundartbühne „Stäffelesrutscher“ suchte Nachwuchs. Die Bewerbung war kurzentschlossen, das Casting verstörend, das Lampenfieber fürchterlich – und am Ende die Schauspielkarriere in Gang.

Das kühle Analytiker-Hirn mit rabenschwarzem Humor…

Heute ist die Bühne Petra Binders Leben, der Olymp des süddeutschen Kabaretts erklommen, die Berufung Beruf und umgekehrt. Mit Doris Reichenauer hat sie das Yin zu ihrem Yang oder die Linsen zu ihren Spätzle gefunden. Im Kabarett-Duo „Dui do on de Sell“ ist Petra das kühle Analytiker-Hirn mit rabenschwarzem Humor und pfeilscharfem Blick für bröckelnde Fugen in der schwäbischen Bürgerfassade. Was hätte sie gesagt, wenn das vor 20 Jahren jemand prophezeit hätte? „I wär‘ glatt omg‘falle.“