Dui do on de Sell: Schwäbisches Kabarett unterhält prächtig im Dorfhaus Lauterburg
Schwäbische Post 27.06.2013 von Sandra Fischer

Man muss schon ein waschechter Schwabe sein, um den Namen des Damenduos „Dui do on de Sell“ auf Anhieb zu verstehen. Ist „Dui do“ jetzt Petra Binder und „de Sell“ Doris Reichenauer?! Egal! Lustig waren die beiden aus dem Schwarzwald auf alle Fälle und malträtierten die Lachmuskeln der Besucher im Dorfhaus gewaltig.

Essingen-Lauterburg. Ja, sie scheinen Bescheid zu wissen, wenn ihr Programm den Namen „Das Zauberwort heißt BITTE!“ trägt.
Wenn auch bei Doris neben vielen „Bitte,bitte“ auch mal die „Wasserkraft“ eingesetzt wird. Es wird so lange geheult, bis Gerhard ihr das ersehnte Schmuckset kauft. Und dabei sollte sie es gleich wieder ablegen, „asiatisch-pilatisches Yoga“ steht an. Schließlich seien die Damen jetzt in einem Alter, gerade 50 geworden, in dem sie etwas für ihren Körper tun müssen. Findest zumindest die Doris. Die Petra meint, bei ihr geht`s noch. Etwaige Pfunde zu viel seien schließlich nichts anderes als „erweiterte erotische Nutzfläche“, die mit jedem „Breggale Schoklad“ größer werde und mit Gummibärchen elastisch bleibe.
Je oller je doller, sind sie der Meinung. Auch wenn der Gedanke ans Altwerden am Käseregal zum alten Gouda greifen lässt. Aus Mitleid versteht sich. „Dann stell ich mir vor, mich würde auch einer liegen lassen, wenn ich alt bin“, säuselt Petra.
Doris wird zudem von weiteren Sorgen geplagt, dir ihr Stiche in die Magengegend versetzen. Macht sie ihr 19-jähriger Kevin, dem weite Hosen mit viel Luft im Schritt ein „gewisses Gefühl von Freiheit geben“, zur Oma? Mit einer Joana-Luise? Ach, was wisse der Kevin schon vom Leben, sagt die resolute Doris. Schließlich habe sie in ihrem Leben schon mehr vergessen, als er jemals gelernt habe.
Mit dem Haushalt laufe es auch nicht gut. Die Doris koche so schlecht, dass nicht mal der Hund am Tisch bettelt. Und allein die Vorstellung, heute nochmal einen neuen Mann finden zu müssen, lässt sie beide resignierend die Köpfe schütteln. Da müsste man schon Blicke auf den Secondhand-Markt werfen und auf einen Leasing-Rückläufer warten, ist ihnen beide klar.
Das Publikum johlt vor Lachen, die Witze und Schlagfertigkeiten der charmanten Spaßbomben treffen ins Schwarze, sind durchweg aus dem Leben gegriffen und der Wiedererkennungswert ist hoch.
Wer kennt sie nicht, die beliebte Antwort, wenn es um die Erledigung von Aufgaben geht? „Ja, glei“, weiß auch das Publikum sofort Bescheid, welche Antwort die richtige ist. Und das „ja, glei“ nie ist, ebenso.
Ausverkauft war der humorvolle Abend im Dorfhaus. Bemerkenswert, wenn Comedy ohne jegliche Requisiten über die Bühne geht. „Dui do on de Sell“ genügen ihre schwäbischen Schlabbergoschen. Auch nach fast drei Stunden hatte das Publikum nicht genug und forderte Zugabe. Hier gingen die beiden in ihrer Paraderolle als „Putzweiber“ – „unter der Schürze liegt die Würze“ – nochmal richtig auf.
Bürgermeister Wolfgang Hofer bekam die zarten „Beamtenfingerchen“ gewischt und auch so manche Glatze „a Solardächle – na kommt obends onda warm’s Wasser raus“ wurde blank poliert.

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