„Wie man sich füttert, so wiegt man. . .“
Wenn Lachen wirklich so gesund ist, dann sollte es das Kabarett-Programm von „Dui do on de Sell“ schnellstens auf Kassen-Rezept geben.
Südwest-Presse
| 12.01.2015Petra Binder und Doris Reichenauer boten Klamauk und Comedy in Hülben.
Bei der erheiternden Kabarettvorstellung wurden am Freitagabend in der gut besuchten Rietenlauhalle in Hülben nämlich rund zwei Stunden lang Tränen gelacht. Von der ersten Minute an hatten die beiden „Schwertgoschen“ Petra Binder und Doris Reichenauer die gut 350 Besucher an ihren Lippen kleben. Ihr vielfältig-wandelndes Programm ist beachtlich. Ob im Bademantel oder Putzkittel, zuhauf hatte das Kabarett-Duo schließlich amüsante Lebens- und Alltagsrezepte neben „Gschichtla vom anderen“ auf Lager.
Schnöden Alltagswahnsinn von Montag bis Sonntag – jeder kennt ihn – machten die beiden mit ihren fürwahr eindrücklichen Lästereien zum Hochgenuss. Eine aufwendige Bühneninszenierung brauchen die quasselnden Damen dafür nicht. Einzig allein die „Gosch“ läuft ununterbrochen und am Stück – faszinierend. Gar nie hat der Zuhörer die Angst, dass ihnen je ein Thema ausgehen könnte.
Wenn der „Marktwert“ zuhause im Keller angekommen ist, dann sollte man sich draußen „unbedingt eine zweite Meinung einholen“, rät die schlagfertige Doris, die „seit einer halben Stunde Single“ ist, gleich zu Beginn. Gelächter. Wenn man als Frau über Nacht zur alten Schachtel wird – von innen merkt man’s nicht, aber von außen – wie Petra traurig bemerkt, dann geht der Stress erst richtig los.
„Irgendwann muss man sich eben für’s Gesicht oder für den Hintern entscheiden“, erklärt sie dem Publikum todernst. Letzteres biegt sich vor Lachen. Dass „Bodylifting“, die Schönheitschirurgie im Allgemeinen, dabei schnell zur „Änderungsschneiderei“ werden kann, zeigt sie einprägsam auf. Und überhaupt, ist es doch ein Kreuz mit den lästigen Wechseljahren. „Furchtbar“. Aber: „Männer haben die ja bekanntlich nicht, sie kommen aus der Pubertät nicht raus, werden zwar irgendwann sieben, doch dann wachsen sie nur noch. Das Spielzeug wird halt teurer“, frotzelt Doris. „Einfach ideal“, wenn man Männer vor dem Shoppen im Baumarkt abgeben kann“, glauben die beiden verschworenen Freundinnen. Apropos Freundschaft: Die hört bei Petra auf, wenn es um den gemeinsamen Frauenarzt geht, den sie zukünftig lieber nicht mehr besucht. Schließlich hat sie doch beim letzten Besuch Intimspray mit Glitzerspray verwechselt. „Zum Glück war´s um Weihnachten“, winkt sie ab, während sich Doris gerade intensiven Träumereien mit George Clooney hingibt. Das Gewicht – „so wie man sich füttert, so wiegt man“ – die lommeligen Falten, das lästige Vergessen: „Es sollte eine Senioren-EC-Karte geben mit einstelliger PIN und zehn Versuchen“. Was das Suchen von Männern in Hülben angeht: „Da bekommt man Tinnitus in den Augen“, erklärt Petra dem Publikum nach der Pause, gekleidet im grell orangenen Bademantel. Als „Chantal 23“ und „Dennise“ versuchen die beiden ihr Glück im Netz.
Lieber guckt Doris sich schließlich im Publikum einen „echten Holzfäller-Typen“ aus, um seinen Rücken nach eventueller Behaarung zu checken. Ob „Ernesto“ denn Italiener sei, fragt sie den lachenden Dettinger im karierten Hemd anschließend, der „voll ihr Typ“ ist, wie sie schwärmerisch kundtut. „Du kannsch au Ernst zu mir saga“, erwidert der trocken.
Das Publikum kreischt vor Lachen. Kaum fällt der Bademantel auf der Bühne, wandeln sich die Vollblut-Weibsbilder in die Putzfrauen Marlene und Karlene.
Zum Putzen kommen sie vor lauter Lästereien aber nicht. Meist sind es wieder die (Ehe-)Männer, die sie feste beschäftigen. Eine kleine Entschuldigung kommt zum Schluss: „Der Mann, der von sich behauptet, so sei er nicht, steht jetzt auf oder verlässt lieber gleich den Saal“, fordert Doris keck auf.
Noch während sie ihrer Freundin flüstert: „Vorgekommen ist´s ja noch nie“, steht plötzlich ein Mann im Saal auf. Überraschung steht in den Gesichtern der Kabarettistinnen. „Beschtimmt bisch Du scho vergeba!“, kriegt Doris aber sofort die Kurve.