Zwei Frauen, ein Thema
„A Gosch wie a Schwert“ – und jeder Satz ein Volltreffer. „Dui do on de Sell“, zwei Frauen in den besten Jahren, in den Wechseljahren, quasselten sich in der Ottendorfer Halle charmant durch den Abend.
Südwestpresse: BRIGITTE HOFMANN | 05.10.2013
„Dui do on de Sell“ alias Petra Binder (vorne) und Doris Reichenauer präsentierten in der Ottendorfer Festhalle ihr Kabarett-Programm „Wechseljahre“. Foto: Hofmann
Ob Dui Petra Binder ist und Sell Doris Reichenauer oder umgekehrt, das weiß man nicht. Fakt aber ist, als „Dui do on de Sell“ gehören sie inzwischen zur Creme der schwäbischen Comedy-Szene. Ob als Schwestern oder Putzfrauen, ob forsch oder geniert, im Doppelpack sind sie unschlagbar. Sie reden und reden und gönnen ihrem Publikum kaum eine Verschnaufpause.
Vorwiegend Frauen saßen in der Ottendorfer Festhalle, wobei die anwesenden Herren es nicht bereut haben dürften, dabei gewesen zu sein. Besonders Hans nicht. Er war der männliche Star des Abends und wurde von den beiden redseligen Damen immer mal wieder charmant umgarnt.
Ein Tisch, zwei Stühle – mehr Requisiten gab es nicht. War auch nicht nötig, denn Dui und Sell füllten den Raum. Sie sind rein optisch eine Augenweide und ihre Mimik spricht Bände. Thema waren natürlich die Wechseljahre und natürlich die Männer, die Schoofseckel, die dem jungen Gemüse und allem nachgucken, was sich bewegt. Dabei bräuchte doch gerade die Frau im mittleren Alter Verständnis und Zuneigung und „au a Vorspiel“.
Sexuell nicht mehr attraktiv soll sie sein? Gut, sagte Sell, „dann hole ich eben eine Zweitmeinung ein!“ Kurz zuvor hatte sie mit ihrem Dieter Schluss gemacht, und den Gerhard von Dui, den gab es auch nicht mehr. Also waren die beiden Fünfzigerinnen frei für die Piste, und diesen Zustand wollten sie nützen.
Sollte vielleicht ein Schönheitschirurg ran? Oder hilft Asiatisch-Pilatisches-Yoga, um den Marktwert zu steigern? Dui hatte schon einige Aktionen in die Wege geleitet. Sie riet zur Suche im Internet. Chantal 23 und Denise 1 höre sich gut an. Die Anzeige „Suche einen Mann“ hatte nämlich nicht den erhofften Erfolg gebracht. Hundert Zuschriften von Frauen habe sie bekommen, berichtete Dui. Als Antwort drei Worte: „Nehmen sie meinen!“
Die Möglichkeiten auf der freien Wildbahn seien schon beschränkt, stellten sie mit Bedauern fest. Die tollsten Typen seien entweder versklavt, schwul, hätten Bandscheibenvorfall oder Altlasten zu tragen. Und stationär nehme sie sowieso keinen mehr auf, schwor Dui.
Wenn da nur die Schwitzerei nicht wäre! Sell stopfte sich laufend Papierhandtücher unter die Achseln, während Dui sich Luft zufächelte. Aber Männer hätten ja auch Wechseljahre, trösteten sie sich. Die einen kauften sich ein Mountainbike, die anderen rasierten sich die Beine, um beim Stadtmarathon ein paar Sekunden rauszuholen – und der Rest kicke in der AH. So ging es am laufenden Band. Das Publikum kam aus dem Lachen nicht heraus, und bedankte sich zwischendurch und hinterher mit tosendem Beifall.