10.10.2014: Schwäbische Zeitung: von Felix Kästle
Eine bissige Satire auf die Wechseljahre
Der Blick ins Publikum als Trost: Petra Binder (links) und Doris Reichenauer sind kmit ihren Problemen nicht allein. (Foto: Felix Kästle)
Und die „Kaiserinnen des Mundartkabaretts“, wie das Duo gerne genannt wird, nimmt kein Blatt vor den Mund. „Oje, ich bin voll in den Wechseljahren“, merkt Doris Reichenauer. Klares Zeichen: „Ich brauch’ jetzt auch ein Vorspiel.“ Vorspiel? Doris Reichenauer hört ihren Mann in Gedanken schon sagen: „Ich hup’ doch auch nicht minutenlang, bevor ich mit dem Auto in die Garage fahre.“ Hunderte brüllen vor Lachen.
Szenenwechsel: Schon geht es ans Eingemachte. Jedes Kilo zählt im Alter. Und auf jeden Zentimeter kommt es an. Wie „Dick und Doof“ in den besten Jahre stehen die beiden auf der Bühne und vermessen sich. Schließlich ist ein Vorteil der Wechseljahre: „Da wächst wenigstens was nach. Allerdings in die falsche Richtung.“ Schuppdiwupp ist der Hüftumfang vermessen. Ergebnis des ungleichen Paars: „72 Zentimeter? Meiner ist ähnlich“, kommentiert Dick den Umfang von Dünn. Und die Frage des Gewichtes ist entscheidend. „Was ziehe ich nur an?, stelle ich mir jeden Tag die Frage“, singt das Duo. Schwarz wie in der Geisterbahn? Nee. „Was ich anziehe, bestimmt die Waage“, singt das Duo die trockene Erkenntnis. Die zwei haben nichts zu Lachen. Sie träumen sich in die Welt des Glamours und auf den Laufsteg. „Ich würde gerne mal einen auf richtig heiß machen. Ich hab’s einfach gerne schrill und bunt. Oder gleich im Minirock?“ Die Wahrheit sieht anders aus – Falten, Bauch. Da tröstet nur der Blick ins Publikum: „Wenn ich da runter schau’, sehe ich, dass viele auch in unserer Lage sind.“ Überhaupt: Wechseljahre sind wie eine Klimakatastrophe. „Ich mach’ in meinem Körper teilweise Temperaturschwankungen bis zu 50 Grad durch. Mich friert’s an den Füßen und mit den Händen könnte ich Dampfbügeln.“ Ob Männer in die Wechseljahre kommen?, Ist da die entscheidende Frage. „Nee, ganz sicher nicht“, ist sich Reichenauer sicher. „Die werden innerlich gerade mal sieben Jahre alt und wachsen danach nur noch.“ Die Gags kommen an. Mehr als zwei Stunden bissige Satire, schwäbische Comedy und scharfzüngiger Witz. Applaus.