Selbst Thüringer und Sachsen im proppenvollen Ludwig-Dürr-Saal des Graf-Zeppelin-Hauses zeigten sich am Samstagabend angetan vom Kabarett-Duo „Dui do on de Sell“ in Gestalt von Petra Binder und Doris Reichenauer. „Mega wohl“ fühlten sich die Damen im Hafen, wo sie sich seit der Fernsehfasnet wie zu Hause fühlen und auf viele Bekannte unter den Seegockeln trafen.

Unter der Überschrift „Das Zauberwort heißt Bitte“ schossen sie über zwei Stunden ein Feuerwerk in Sachen Shopping, Männer und Familie ab. Doris, die ständig zum Friseur muss, seit sie sich einen Kurzhaarschnitt zugelegt hat. Petra, die, seit sie eine Kroko-Handtasche ihr eigen nennt, weiß, dass Krokodile mit Seide gefüttert werden. Wenn Doris Schuhe kauft, geht es ihr besser. Selbst eine „zuene Nas‘“ am Morgen ist danach wie weggeblasen. Sie hat ihren aktuellen Lebensgefährten noch nicht lang, muss sich ihn noch „ziehen“. Mit ihrem Ex hatte sie bislang ein freundschaftliches Verhältnis. Dass der eine Neue hat, wurmt sie dann aber doch, erst recht, nachdem ihre Freundin Petra mit ihr in Kontakt steht und durch sie erfährt, dass diese Neue von molliger Figur ist, weshalb sie sich fragt, warum sie („blöde Kuh“) 20 Jahre gehungert hat, um ihm zu gefallen?

Hände hoch, Nicht-Schwaben!

Hand hoch, wer kein gebürtiger Schwabe ist? Einige Mutige outen sich, darunter Thüringer und Sachsen und sogar ein Badener aus Konstanz. Ob sie wissen was das heißt: „Liegt Schnee uff äm Glender – isch Wender. Liegts Glender im Schnee – isch‘s hä.“ Probleme haben selbst sie mit der Übersetzung des Schwäbischen Begriffs „lommelig“. Nicht leicht hat es Doris‘ Sohn Kevin, denn jede Freundin, die er heimbringt, gefällt der coolen Mutter nicht. Als er am Samstag während des Auftritts via Handy stört und sein Kommen mit der Neuen ankündigt, meint sie: „No bringsch sie mol mit, no seh ma weiter.“ Ganz schlecht wird ihr, als sie erfährt, dass „Joana“ (so unmöglich heißt sie) seit zwei Wochen Bauchweh hat, aber sie selbst keine Lust, schon Oma zu werden – und den Laufstall von Petra zu benötigen. Die hat ihren Schwiegersohn in spe mit Glatze und Springerstiefeln mit der Bemerkung vertrieben, es tue ihr leid, dass er schon unter Haarausfall leide und orthopädische Schuhe tragen müsse.

Die beiden Frauen berichten, wie maulfaul ihre Ehemänner sind, vor allem wenn die Sportschau läuft, von Tricks, wie sie Shopping-Eroberungen wochenlang in der Plastiktüte zurückhalten und just zum Anpfiff präsentieren.

Doris berichtet vom Dialog, als ihr Ex heimkam und in die Küche rief: „Was gibt’s zu essen und wie geht’s den Kindern?“ Ihre Antwort: „Schnitzel und Durchfall.“ Kochen ist nicht ihr Ding, aber auch nicht Bügeln und Putzen. Überhaupt alles, was so im Haus zu machen ist. Als sie eines Tages nichts auf den Tisch bringt und ihren Gatten wissen lässt, es gäbe heute nix, und er bemerkt, schon gestern habe es nichts gegeben, sagt sie: „I hab für zwei Dag gekocht.“ Überhaupt sei es heute nicht mehr so einfach einen Mann zu halten.

Kevin hat auch nicht mehr angerufen, und das mit dem Bauchweh von „Schoana“ hängt ihr noch nach. Oma werden will sie immer noch nicht. Dann klingelt das Handy doch noch. Kevin ist dran und fragt, ob Mama Tante Petra fragen kann, ob die noch ihren Laufstall hat …

„So ein Schwabenmädle“, singen die beiden zum Schluss, eine spezielle Zugabe von der Fernsehfasnet, nicht nur für die Seegockel und Charly. Total gelungen.

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Friedrichshafen 28.11.2015 – „Dui do on de Sell“ begeistern mit dem Zauberwort „Bitte” auch Sachsen und Thüringer

Schwäbische ZEITUNG von Siegfried Großkopf

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