„Dui do on de Sell“ waren in Göttelfingen
Carina Schwarz, Chefin der Göttelfinger „Mohopser“-Gilde, hatte am Freitagabend in der Korntalhalle den vielen Gästen nicht zu viel versprochen: Ihre Lachmuskeln sollten an diesem Abend sehr strapaziert werden. Dafür sorgten wieder einmal „Dui do on de Sell“ mit ihrem neuen Programm: „Das Zauberwort heißt Bitte“.
Göttelfingen. Teils bissig, oft aber auch charmant und durchaus zum Nachdenken anregend machten Peter Binder und Doris Reichenauer, längst durch Auftritte in Funk und Fernsehen einem großen Publikum bekannt, deutlich, weshalb sie mittlerweile echten Kultstatus nicht nur in der schwäbischen Heimat erlangt haben. Sie schauen ihren Zeitgenossen aufs Maul und vor allem: sie hören ihnen genau zu. Was dabei herauskommt, bringen sie punktgenau herüber.
Die Beiden brauchen nicht viele Requisiten und sonstigen Schnickschnack. Zwei Stühle, ein Tisch und die beiden schicken Handtaschen genügen, zumal die „Mohopser“ für eine schmucke Hallendekoration gesorgt hatten. Bissig, frech, listig, lustig, jederzeit nett und vor allem witzig quasseln sich „Dui do on de Sell“ durchs Programm und die dabei zelebrierte Leichtigkeit wirkt keinesfalls gespielt. Man kann sich vorstellen, dass Peter Binder und Doris Reichenauer auch dann, wenn sie nicht gemeinsam auf der Bühne stehen, einem solch gepflegten Umgangston huldigen.
Dass so viele Gäste in die Korntalhalle gekommen sind, könnte auch damit zusammen hängen, „dass nichts G’scheits im Fernsehen kommt“, vermuteten sie. Doris, inzwischen 50, hat sich der neuen Zeit angepasst, trägt ihre Haare jetzt kurz und vermeldet, dass ihre neue Kroko-Handtasche „mit Seide gefüttert“ ist. Schnell haben sie ein paar Neu-Göttelfinger im Saal ausgemacht, die aus dem Kölner Raum stammen. Und denen erklären sie ein paar „Eigenarten“ der Schwaben. So seien die etwa nicht, wie ihnen oft nachgesagt wird, „geizig“, sondern viel mehr „kalkulieren sie anders“. Und den Kölnern geben sie noch mit auf den Weg, dass man Schwäbisch nicht einfach lernen kann, allein schon deshalb, „weil wir zu viel Zunge im Maul haben“.
Sie knüpfen sich auch ausgiebig die doch so gerne „chillende“ Jugend von heute vor. Ihrem Sohn Kevin, dessen Hosen drei Nummern zu groß seien, „weil ihm das ein Gefühl von Freiheit gebe“, habe sie jüngst erst beschieden, „dass i schon mehr vergesse hon als du je g’lernt hosch“. Aber an den Jungen merke man eben auch, dass man älter wird. Mit 50 hat sich Doris nun dem asiatisch-pilatischen Yoga verschrieben und will Oma werden.
Sie widmen sich „dem Anschweigen im Wartezimmer“ des Arztes, wo eine 93-Jährige erzählt habe, dass sie sich wegen ihres Mannes eine Tetanusspritze haben geben lassen, „weil er eingerostet ist und jetzt Viagra nimmt“. Der Hausarzt habe ihr homöopathische Kügelchen verschrieben mit dem Resultat, „dass mein Mann Gerhard nun schon seit sieben Tagen strickt und ich mich rasieren muss“. So ging’s über rund zwei Stunden Schlag auf Schlag. Und in der Tat: die Lachmuskeln wurden strapaziert. wib