„Dui do on de sell“ treibt Publikum in der ehmaligen Kapuzinerkirche mit seinem Programm in Lachanfälle.

Vom Veranstalter brauchen sie „en Tisch, zwoi Stühl, zwoi Mikros und s’Publikum“. Das Entscheidende bringen „Dui do on de sell“, alias Doris Reichenauer und Petra Binder, selbst mit: geballte Schwertgosch-Frauenpower, mit der die beiden Schwäbinnen das Publikum im restlos ausverkauften Kapuziner über zwei Stunden lang von einem Lachanfall in den nächsten treiben.

Im vergangenen Jahr begeisterten sie die Überlinger das erste Mal bei „Kultur im Kapuziner“, nun sind sie mit dem Programm „Reg mi net uf!“ zurück. Diese Aufforderung richtet sich an die Ehemänner, die nun im Vorruhestand und den ganzen Tag daheim sind. „Altersteilzeit, wer des erfunde hot, ghert in Knascht“, wettert Petra. Während ihr Gerhard im Haushalt gar nichts tut, macht Doris‘ Dieter alles. Und beides nervt die jeweilige Ehefrau gewaltig.

Gerhard hat für seine Schlamperei die genialste aller Ausreden erdacht. Als sich seine Frau nach ihrem Kurzurlaub über das Chaos in der Küche aufregt, rechtfertigt er sich, er habe aus Romantik nicht aufgeräumt: „I wollt dir zoige, wie sehr du mir fehlsch.“ Doris‘ Dieter hingegen kocht und kauft eifrig nach Sonderangeboten ein und saugt beim Staubsaugen gnadenlos alles ein, was Doris aber noch am wenigsten stört: „D’Kinder sind groß und Hamschter hend mer koine.“

Beide Männer bringen ihre Frauen auf ganz eigene Art auf die Palme. Doris fragt Petra: „Was reizt dich noch an deinem Mann nach 30 Jahren Ehe?“ Petra: „Momentan jedes Wort.“ Sie fragt eine Zuschauerin: „Hasch du deinen Traummann denn kennegelernt?“ Diese: „Ja“. Petra motzt mit Blick auf den Begleiter: „Ja, warum hosch en denn et gnomme?!“ Tja, wenn die Leidenschaft erst mal gestorben ist: Eifersucht „braucht mer in unserm Alter doch nemme“, meint Petra. „Wenn de Vogel he isch, kasch de Käfig offe lasse.“

Pausenlos prasseln die Pointen aufs Publikum, das immer wieder spontan Beifall klatscht. Die beiden lassen kaum ein Alltagsthema aus: Tratsch: „De Schwoger von de Inge“ zieht sich durchs Programm, Thermomix, Figurprobleme (Hummelhüfte statt Wespentaille), Schulerinnerungen, Schwiegermütter, Vegetarier („s’dauert nemme lang, denn müsset mir Fleischesser de Leberkäs drauße bei de Raucher esse“), Weinkenner („s’heißt immer, de Wein muss atme. I will en trinke und net wiederbelebe!“).

Eine Zuschauerin meint hinterher: „Aus dem Leben gegriffen.“ Und im Online-Gästebuch der beiden schreibt eine „Rentner-Ehefrau aus Hohentengen“: „Ihr sind mir mol zwoi. De Nagel so auf de Kopf treffa mit eirem Programm. I kenn do s‘ meischte von dohoim, bloß kann i do it so oft lache.“ Schöner kann man die Kunst der Erzkomödiantinnen nicht auf den Punkt bringen. Sie greifen Themen auf, in denen sich viele ihrer Zuschauerinnen und vielleicht auch ihrer Zuschauer, etwa die „Backstreet-Boys-Spätlese in der ersten Reihe“, wiedererkennen. Doch sie machen das auf originelle Art mit vielen frischen Gags und bringen diese ebenso witzig wie ungekünstelt an die Frau und den Mann, dass es keine Sekunde langweilig oder überzeichnet wirkt.

Apropos Frau und Mann: Sie sagt beim Rausgehen „da kam mir aber ganz viel bekannt vor“. Er: „Echt jetzt? Mir nicht, es war sehr lustig, aber auf mich trifft da ja nichts zu.“ Ein klarer Fall für „Dui do on de sell“, die 2018 wiederkommen sollen.

Zur Person

Petra Binder und Doris Reichenauer stehen seit 2002 gemeinsam auf der Bühne, zuerst als Amateur-Schauspielerinnen bei den Stuttgarter „Stäffelesrutschern“. Überregional bekannt wurden sie bald durch erste TV-Auftritte bei der „Mäulesmühle“, der SWR-Fastnacht in Friedrichshafen, der Landesschau und der ARD-Sendung „Immer wieder sonntags“. Bevor sich die beiden in der Schauspiel- und Comedy-Szene einen Namen machten, übten sie bürgerliche Berufe aus, Binder als Bürokauffrau in der IT-Branche, Reichenauer als Technische Zeichnerin „beim Daimler“. Sportliche Meriten erwarb Reichenauer außerdem als Bundesliga-Faustballerin und Kunstturnerin. (flo)