Blochingen sz Einen erfolgreichen Kabarettabend hat der Fußballförderverein rund 350 Gästen am Samstag in Blochingen beschert. Das Publikum freute sich auf die Begegnung oder Wiederbegegnung mit den Kabarettistinnen Petra Binder und Doris Reichenauer, die als „Dui do ond de sell“ auftraten.

Dui do ond de sell brauchten für ihren Auftritt in der Halle nur wenige Requisiten. Sie kamen rein, lehnten sich lässig an den Tisch, der mitten auf der Bühne stand, und legten los. Sie redeten miteinander über einfache Alltagsdinge: Haushalt, Ehemänner, Kinder, Nachbarin, Kleider, Schuhe, Handtaschen, Alter, Fitness und Fußball. Das sind die Themen, bei denen sich jede Frau ebenso wiederfindet wie ihren Mann, ihre Kinder und ihren Kleiderschrank.

Dazu kam das heikle Thema des Älterwerdens, des Omawerdens. Dieses zog sich wie ein roter Faden durch den Abend, denn Kevin, Doris’ Sohn, hatte angerufen und komische Andeutungen gemacht. Er komme am Mittwoch heim und stelle ihr Joanna Luise vor, es sei etwas Ernstes. Sofort blinkten bei Doris die Alarmsignale: Sie sei noch nicht so weit, Oma zu werden, sagte sie. Ins Publikum fragte sie: „Waren Sie darauf vorbereitet?“ Schallendes Gelächter bei den Frauen war die Folge. Immer wieder sprach Doris verächtlich den Namen Joanna Luise aus. Sie könne sie jetzt schon nicht leiden, sagte sie. Petra warf ein, sie habe noch nie eine Freundin des Sohns leiden können.

Wenn dui do ond de sell plaudern, ist es so, als ob fast nichts wäre. Sie plaudern und lachen, sie lästern und ärgern sich, sie beziehen das Publikum mit ein. Das Publikum lacht aus vollem Herzen, jubelt vor Freude und bejubelt die originellen Kabarettistinnen.

Ein Wort gibt das andere, die beiden Frauen kommen vom Hundertstel ins Tausendstel und bringen die schwäbische Sprache mit viel Intelligenz in Hochform. Die beiden Frauen gingen auf heiklen Themen ein und plauderten aus der Intimität der schwäbischen Ehe.

Ihrem Mann mache es nicht viel aus, dass sie ein paar Kilo zugelegt habe, erklärte Petra. Er sage: „Das erweitert die erotische Nutzfläche.“ Als sie eine Kochsendung sah, habe er gesagt: „Warom guggst du des a, du kochst des doch itt noch!“ Da habe sie geantwortet: „Du guggst doch auch Sexfilme a!“ Das schallende Gelächter im Saal sprach Bände.

Die Handtasche ruft „Mama!“

Dui do ond de sell sprudeln, wenn es um Kleider, Handtaschen und Schuhe geht – eine Welt, die Männer sowieso nicht verstehen. Sie strengten sich sogar an, es den Männern im Saal zu erklären, aber es schien nicht zu fruchten. „Männer kaufen Schuhe, wenn die alten verschlissen sind, aber solange können wir nicht warten“, sagte die eine. Die Handtasche habe „Mama!“ gerufen, als sie am Schaufenster vorbeigelaufen sei. Sie habe sie nicht stehen lassen können, erklärte die andere.

Brenzlig wird die Stimmung zwischen den beiden Frauen, als sich Petra verplappert und herauskommt, dass Doris’ Exmann eine Freundin hat. Das ist dann zum Schrecken des Omawerdens doch entschieden zu viel.

Petra Binders und Doris Reichenauers Plaudern ist genial, weil es so selbstverständlich und spontan wirkt. Sie sind sensationelle Schauspielerinnen: Jede Regung im Gesicht sitzt und jeder Tonfall stimmt. Die Frauen fürchten sich vor keinem Thema, sprechen alles an. Auf Schwäbisch wirkt es ohnehin harmloser und echter.
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Blochingen 31.10.2015 – Publikum umjubelt einzigartigen Plauderton
Schwäbische Zeitung: von Vera Romeu

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