
Schon seit Wochen sind die Plätze im Haus des Bürgers Bad Dürrheim restlos ausverkauft. Die beiden Kabarettistinnen Petra Binder und Doris Reichenauer, besser bekannt als „Dui do on de Sell“, plaudern locker im schwäbischen Dialekt über das eigentlich heikle Frauenthema „Wechseljahre“.
Seit 18 Jahren touren sie nun gemeinsam „durch’s Ländle“ und haben noch immer viel Spaß, der sich sofort auf das Publikum überträgt. Angefangen hatte es ganz harmlos mit Theaterspielen und einem „Lückenfüller“, als das Stück ausfiel. Aus spontaner Standup-Comedy wurden Auftritte bei Geburtstagen, und so kam eins zum anderen.
Überraschend ist, dass sich so viele Männer eingefunden haben, weniger dagegen, dass das Publikum eher etwas reifer, aber keineswegs alt, ist. Die Bühne ist spartanisch mit zwei Stühlen und einem Tisch bestückt. Mehr braucht es auch nicht, denn die beiden Schwäbinnen haben das notwendige Rüstzeug direkt an der Frau. Man hat eher das Gefühl, man säße gemütlich bei einem Mädelsabend, als in einem großen Saal. Dementsprechend ist die Stimmung gelöst und heiter, beinahe heimelig.
Der Einstieg ist schnell gemacht: Beginnend mit einem Telefonat, in dem „de Sell“ ihren Dieter abfertigt, ist man auch schon gleich ins Boot geholt. Während sie sich auf den Tisch setzt, vergeblich ihre Hitzewallungen beiseite wedelnd, erklärt sie genervt, dass sie ihren eigenen Altweibersommer hat. „Dui do“ beklagt sich, dass man quasi über Nacht zur alten Schachtel wird: „Man merkt’s nicht, aber man sieht’s!“ – da hilft kein Schönheitschirurg, sondern nur noch der Änderungsschneider.
So philosophiert man über Ladywings („Ich wollt’ ja schon in den Himmel, aber ich brauch’ jetzt doch noch keine Flügel!“), Fettpölsterchen, Hormonschwankungen und andere Nebenwirkungen des Älterwerdens. Deshalb muss man zum Frauenarzt, um sich durchchecken zu lassen. Doch „Dui do“ will sich bei ihrem nicht mehr blicken lassen, weil sie das Intimspray mit dem Glitzer-Haarlack für Fasnet verwechselt hat.
„De Sell“ beschwert sich ausgiebig über ihren Mann, der jeden Abend in einem anderen Verein einen trinken geht. Und wenn er spät heimkommt, ins Bett fällt, nicht einfach nur schnarcht, sondern zwischenzeitlich auch „Verreckerles“ spielt (Atemaussetzer). Sie hat die Nase tüchtig voll. Auch „Dui do“ hat ihren Gerhard zum Teufel gejagt, weil sie immer an allem schuld sei.
Nun müssen sich die beiden Damen wieder neu orientieren. Sie stellen fest, dass das Internet eine trügerische Plattform verzweifelter Singles ist. Deshalb wollen sie lieber ins Städtle gehen und schauen, wie ihr Marktwert ist. Dass auch das nicht einfach und gleich von Erfolg gekrönt ist, geben sie nur ungern zu.
Super sympathisch, herzlich und menschlich präsentieren die beiden Bühnenprofis ihr Programm und lassen einen in dem Glauben, man erführe intime Details, die man zufällig aufschnappe.