Im ausverkauften Kurtheater anlässlich des ersten Comedy-Festivals in Freudenstadt kamen die rund 650 Liebhaber leichter Muße voll auf ihre Kosten. Zugleich wurden sie Zeugen der Vergabe von Ehrenpreisen, die Stadt und Schwarzwälder Bote an die Protagonisten auf der Bühne verliehen. Timo Fasching, Marketingleiter des Schwarzwälder Boten, formulierte in seiner Begrüßung: „Aller guten Dinge sind sechs.“ Damit meinte er die Künstler, die an diesem Abend im ausverkauftem Haus auf der Bühne standen: Petra Binder und Doris Reichenauer alias „Dui do on de Sell“, Gernot und Wolfram Bohnenberger als das Duo „Junge Junge“ sowie die Komödianten Jan van Weyde und Heinrich Del Core.

Ihnen wurden nach ihren jeweiligen 30-Minuten-Auftritten die handlichen Trophäen in Form von Holzarbeiten mit Stahlummantelung von Oberbürgermeister Julian Osswald, Tourismusdirektor Michael Krause, Ralf Chizzola von der Regionalverkaufsleitung des Schwarzwälder Boten sowie von Timo Fasching selbst überreicht. Letztgenanntem war es schließlich noch daran gelegen, etliche Dankadressen für das Zustandekommen des Kulturereignisses auszusprechen, unter anderem an das Musikhaus Rudert für die aufwendige Technik und an die Kurhaus-Gastronomie Enchilada.

Heimliche Hauptstadt? Man streiche „heimlich“.

Das Stadtoberhaupt schwärmte in seinem Grußwort von den Moderatorinnen des Abends Petra Binder und Doris Reichenauer als den „Göttinnen des Comedys“, die zugleich Facebook-Freundinnen von ihm sind. Im Übrigen, räumte Osswald mit dem Missverständnis auf, Freudenstadt sei die Hauptstadt des Schwarzwalds. Das vorgeschobene Adjektiv „heimlich“ könne gestrichen werden. So viel Lokalpatriotismus musste einfach sein.

Das Publikum, das aus weiten Teilen des Verbreitungsgebiets des Schwarzwälder Bote zur Premierenveranstaltung nach Freudenstadt gekommen waren, favorisiert im Allgemeinen das komödiantische Genre im Kulturangebot. Davon zeugt auch in Freudenstadt die Abstimmung des Publikums mit den Füßen. Tatsächlich belohnte es die Gags, den Wortwitz, die flotten Sprüche, die skurrilen Einfälle und verblüffenden Zaubertricks mit großem Beifall.

Den Auftakt des Abends markierte der Kölner Komödiant Jan van Weyde mit seinem Programm „Große Klappe die Erste“. Der Schauspieler und Synchronsprecher räsonierte über Fettleibigkeit, Geburtsvorbereitung aus Sicht des Vaters und fragte unter anderem, wie das laufe mit dem Sex, wenn man ein Baby habe. Mit seinen „tiefschürfenden“ Auslassungen trat van Weyde in so manches Fettnäpfchen. Seine stärksten Szenen hatte der Komödiant dort, wo er seine Synchronsprecher-Fähigkeiten ausspielen konnte, beispielsweise als Jamie Oliver, Bud Spencer oder als Imitator der Werbesprache. Seine Feststellung: „So spricht kein Mensch.“

Magie-Weltmeister aus Reutlingen

„Junge Junge“, ausgewiesene Magie-Weltmeister aus Reutlingen, verblüfften mit ihrer Zauber-Comedy-Show „Glücksmomente“ und jonglierten mit Symbolen wie Kleeblatt, Hufeisen und Marienkäfer höchst virtuos. Ingenieur Frank aus dem Publikum stellte mehr oder weniger freiwillig zehn Euro für einen Zaubertrick zur Verfügung – ein süßer Riegel als Gegenwert schien den Magiern zunächst angemessen. Die Verblüffung im Saal war groß, als die Magiekünstler den Schein erst in einen 100-er verwandelten und der Ingenieur seinen Zehner mit der abgerissenen Ecke aus dem Keksriegel ausrollte, den ihm die beiden Künstler anfangs der Nummer in die Hand gedrückt hatten. Großes Kino boten die beiden Brüder mit ihrem Parforceritt durch Film und Schlagerwelt unter dem Motto „Kleider machen Leute – Hüte machen Stars“.

„Dui do on die Sell“ sorgten mit ihren Zwischenmoderationen für viel Heiterkeit und plauderten unentwegt aus dem häuslichen Nähkästchen. „Ich habe zwei Ufos zuhause“, hieß es da beispielsweise, „zwei unheimlich faule Objekte“. Wie sehr Kommunikation von Missverständnissen geprägt ist, führte jene Situation vor Augen, in der der Ehemann am Abend splitternackt durch die Wohnung geisterte. Die Gattin, sprachlos angesichts der Situation, hatte noch am Morgen darauf bestanden: „Bis ich heut Obend hoimkomm, bisch du auszoga!“

Heinrich Del Core, der „halbe Italiener aus Rottweil“, bot an diesem Abend eine Vorpremiere. Er präsentierte sich mit seinem neuen Programm „Glück g’ habt“ vor dem offiziellen Start mit großteils umwerfend komischen Geschichten zum Schimpfwortschatz der Schwaben, Einkaufserlebnissen mit Verkäuferinnen („Isch des Lauch?“ – „Noch was sieht’s denn aus?“) und behäbigen Rentnern an der Kasse. Schnarchorgien in den Schlafzimmern rufen lauthals nach Abhilfe, und Del Core ist überzeugt: „In deutschen Schlafzimmern wird mehr geschnarcht als geschnackselt.“

Seine eigenen, in epischer Breite dargelegten, Erfahrungen mit der Darmspiegelung gipfelten in dem Appell: „Männer, lasst Euch die Schwarze Mamba in den Tunnel schicken – zu Eurem Besten.“ Zuvor hatte er erzählt, dass ihn seine Frau nach der Untersuchung zwar mit dem Auto vom Krankenhaus abgeholt, ihn aber „an der zweiten Ampel rausgeschmissen“ habe. Erkenntnis: Die Luft, mit der der Arzt den Darm zwecks besserer Sicht vor der Spiegelung aufgebläht hat, „entweicht auf natürlichem Wege“.

Überdruck entweicht auf natürlichem Wege

Petra Binder und Doris Reichenauer setzten mit einem Stakkato an Sprüchen den fulminanten Schlusspunkt hinter das Festival. Die beiden „Schwertgoschen“ palaverten über kränkelnde Beziehungskisten, vermeintlich kranke Ehemänner, das Altern und den nachlassenden optischen Reiz, erörterten die Frage, ob es auch Viagra für Frauen gebe (Ja, in jedem Juweliergeschäft). Eifersucht, wenn ihre Männer mal länger im Wirtshaus sitzen, ist für sie kein Thema mehr. Denn: „Wenn d’r Vogel hee isch, kannsch d’r Käfig au glei offa lassa.“ Frauen und Geld – auch da wissen die beiden Rat: „A Frau muss immer so viel Geld ausgeba, dass d’r Ma sich koi zweite leischta ka.“

Das Publikum – die Premiere war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft – ging rund drei Stunden lang größtenteils begeistert mit. Es darf sich schon auf eine Neuauflage des Comedy-Festivals in diesem Jahr freuen.