
Und wie immer gab es eine Menge für Männlein und Weiblein zu lachen. Da hat sich die Kur und Bäder GmbH etwas Tolles einfallen lassen, um das kulturausgehungerte Publikum zu sättigen. Das „Kulturgärtle“ bietet bis zum 2. September Unterhaltung der verschiedensten Art. Ausgerichtet auf die aktuellen CoronaBestimmungen, wurden circa 350 Zuschauerinnen und Zuschauer auf dem OpenAirGelände aneinander vorbei gelotst und entsprechend untergebracht. Mit den inzwischen äußerst bekannten und beliebten Künstlerinnen „Dui do on de Sell“ war das Areal schnell gefüllt. Ob auf der Picknickdecke, einem etwas bequemeren Sitzmöbel oder einfach auf der Bierbank, das Publikum lauschte aufmerksam, was es Neues aus dem Schwabenländle zu berichten gab.
Zur Begrüßung stellte Doris Reichenauer begeistert fest, dass „richtig echte Leit vor oim hocka“. Schließlich ging auch die Coronazeit nicht spurlos an den beiden Kabarettistinnen vorbei. Man hätte ja kaum Kontakte pflegen können, und dieser Lockdown habe dem einen oder anderen gezeigt, wie anstrengend Zusammenleben sein könne.
Männer genau beobachtet
So bekamen die Ulknudeln geschickt die Kurve zu ihrem eigentlichen Programm und im Speziellen zum Thema „Altersteilzeit“, die besonders Petra Binder beschäftigte, da „der Mann von nun an nicht nur abends daheim“ wohne. So zogen sie liebevoll über die Eigenheiten und Macken des anderen, aber auch des eigenen Geschlechts her.
Schnelle, reibungslose Übergänge von einem zum anderen alltäglichen Thema, gut aufeinander abgestimmte Wechsel zwischen den beiden gut eingespielten Akteurinnen und viele originelle Pointen hielten die Zuschauerinnen und Zuschauer in Atem und ließen die Zeit wie im Fluge vergehen. Ihre Professionalität zeigt sich insbesondere darin, dass sie ihre Geschichten immer so zum Besten geben, als wäre es wirklich das erste Mal.
Selbst wer ihre Programme kennt, entdeckt immer wieder Modifikationen und kleine Neuerungen oder ist einfach ob ihres schwäbischen Humors amüsiert.
„Dui do“ (Doris) erklärte, dass sie mit ihren Schwitzattacken einen eigenen Altweibersommer habe, und dass sie so tiefe Rillen unter ihren Augen habe, dass man Geranien darin pflanzen könne. Aber auch Positives wusste sie zu berichten.
So lobte sie ihren Badezimmerspiegel, der höflich anliefe, wenn sie aus der Dusche tritt. Überhaupt sei es ein Unding, ausgerechnet dort so einen „Riesenapparat“ anzubringen, wo man sich ja dauernd nackt sehen müsse.
Apropos nackt, auch Petra wusste dazu etwas beizutragen. Als sie vor ihrer Hochzeit nach einem großen Streit heimkam, sei ihr (damals zukünftiger) Mann ohne Kleidung an ihr vorbei gelaufen. Woraufhin sie ihn aufklärte, dass sie nicht DAS mit „bis ich heimkomme, bist du ausgezogen“ gemeint habe.
Außerdem amüsierte sie sich über die ungebildete Nachbarin, deren KaffeeEinladung sie ausschlug, da sie mit Gastritis im Bett läge. Das mache nichts, war daraufhin die Antwort besagter Nachbarin, Petra könne den Griechen ja daheim lassen.
Das etwa 75minütige Programm wurde ohne Pause durchgespielt, was für die beiden Künstlerinnen Petra Binder und Doris Reichenauer durchaus in Ordnung war. Denn alles habe auch sein Gutes.
Bescheiden geblieben
„Wir spielen hochkonzentriert auf Zuruf“, erklärt Petra Binder, „ohne Pause können wir einfach loslegen und müssen nicht gar so akribisch aufpassen, wo wir aufgehört haben, um das Publikum nach der Pause wieder anständig „abzuholen“.
Sie seien froh, dass es die Möglichkeit gibt, wieder zu spielen, erklären sie der NECKARQUELLE. Natürlich sei alles recht unsicher, und vor allem die kommenden Wochen blieben spannend, wegen der eventuell neuen Bestimmungen, aber sie machten das Beste daraus. Beide betonen, dass das hiesige Publikum „echt toll“ sei, lobten die gute Organisation, und erklärten, dass sie immer gerne in dieser Region aufträten.
Der Auftritt sei technisch diesmal etwas anspruchsvoller gewesen, da aufgrund der weiter auseinander gezogenen Fläche die Beschallung anders zu berücksichtigen gewesen sei. Egal wo sie seien, sie gäben sich immer größte Mühe, das Beste zu geben.
Bemerkenswert ist, dass sie, trotz ihres großen Bekanntheitsgrads, bescheidene, aufgeschlossene, überaus aufmerksame und herzliche Gesprächspartnerinnen sind. So unterbrechen sie das Interview kurz, um ein Selfie mit einem ihrer Fans zu machen.
Wer mehr von den sympathischen Schwäbinnen sehen möchte, hat per öffentlichrechtlichem Fernsehen die Chance dazu. In der Coronazeit waren Dui do on de Sell nicht untätig. So zeichneten sie beispielsweise drei Sendungen „Wohnzimmercomedy“ auf, die ab Dienstag, dem 22. September um 22.00 Uhr auf dem ARDRegionalprogramm des SWR zu sehen sein werden. Man darf gespannt sein.
Von Birgit Uhl; Neckarquelle