Die beiden Vollblut-Schwäbinnen Petra Binder (links) und Doris Reichenauer (rechts) erfreuten das – überwiegend weibliche – Publikum im Traunreuter k1 (Foto: Heel)

KULTUR AUS DER REGION | Datum: 29.03.2023 01:00 Uhr CEST | 

»Desperate Housewives auf Schwäbisch«

Eine Frau möchte ihrem ständig angesäuselt heimkommenden Ehemann eines Nachts einen Schrecken einjagen und verkleidet sich als Teufel. Und was passiert? »Jetzt kommst auch du noch daher!«, empört sich der Mann. »Reicht es nicht, dass ich mit deiner Schwester verheiratet bin!«

Mit solchen Späßen unterhielten die beiden Vollblut-Schwäbinnen Petra Binder und Doris Reichenauer, die sich urschwäbisch »Dui do on de Sell« (Hochdeutsch: Die Eine und die Andere) nennen, ihr fast ausnahmslos weibliches Publikum im bis auf wenige Plätze ausverkauften Saal des Traunreuter k1. Unter dem Titel »Wir feiern unsere Wechseljahre« nahmen die beiden dabei sich und ihre imaginären Ehemänner – Gerhard und Dieter – nach allen Regeln der Kunst auf den Arm, obwohl »Männer ja gar keine Wechseljahre haben, weil sie aus der Pubertät nicht rauskommen«, wie das Power-Duo feststellte.

Dafür leidet Doris umso mehr, die sich ständig Luft zufächelte und ihren Schwitzattacken mental zu Leibe rücken wollte, während die etwas vollschlanke Petra auf asiatisch-pilatisches Yoga schwor, um ihre Figurprobleme in den Griff zu kriegen. Denn nur so könnten sie wieder »auf die Piste gehen«, nachdem sich zu Hause die zwischenmenschlichen Beziehungen etwas abgekühlt hätten. Auch deswegen, weil Frauen laut Doris in ihrem Alter »au a Vorspiel« bräuchten. Oder wie Petra es formulierte, die zwar mit ihrem Gerhard zusammen alt werden wollte, »aber doch no ned so bald!« Zumal ein (maskierter) Mann, den sie während der Pandemie anstelle ihres Gerhard versehentlich mit nach Hause nahm, auch nicht bleiben wollte.

Apropos Alter: Da lässt bekanntlich das Gedächtnis nach, weswegen Doris zwischendurch vorschlug, für den Geldautomaten eine Scheckkarte mit einer einstelligen Pin und zehn Versuchen einzuführen. Zustände also, die vielen Zuschauerinnen wohl nicht ganz unbekannt waren, denn so heftig und herzlich gelacht wurde selten bei einem Kabarett-Programm. Wobei auch die wenigen anwesenden Herren den Besuch nicht bereut haben dürften, kamen doch gleich zwei von ihnen in den Genuss, von Doris mitten im Zuschauerraum körpernah umgarnt zu werden.

Nach der Pause war es dann soweit: Als Chantal 23 und Denise 2 begaben sich die zwei Damen auf Partnersuche im Internet, nachdem eine Zeitungsanzeige »Suche einen Mann« nicht den erhofften Erfolg gebracht hatte. Zwar hätten sie Hunderte von Zuschriften erhalten, so Petra, deren Text aber jeweils der gleiche gewesen sei: »Nehmen Sie meinen«.

Ob der Typ »Holzfäller aus Südtirol«, der dabei schließlich in die engere Wahl kam, den Geschmack der beiden wirklich treffen wird, ist allerdings fraglich. Aber was soll‘s. Stationär aufnehmen möchten die zwei schwäbischen Grazien ohnehin keinen Mann mehr.

Wolfgang Schweiger