Schwitzattacken, Rettungsringe, hormonelle Stimmungsschwankungen und Vergesslichkeit führten am Samstagabend zu nicht enden wollendem Gelächter, Schenkelklopfern und Bauchmuskelkater auf dem Neuflizer Platz in Neibsheim. Das Kabarett-Duo „Dui do on de Sell“ alias Petra Binder und Doris Reichenauer gewährte den rund 350 Besuchern bei der fünften open-air-Veranstaltung des Kulturkreises Neibsheim mit brüllend komischem Humor tiefe Einblicke in ihre Wechseljahrsbeschwerden. Den beiden Stuttgarterinnen gelang es mühelos, das Sprengstoffthema einer jeden Frau um die 50 in ein Feuerwerk aus Lachsalven zu verwandeln.

Mit einer Rolle Küchentücher und Fächer gegen den Achselschweiß bewaffnet, brauchten die zwei Comedy-Ladies keine Aufwärmphase um dem Publikum einzuheizen. Ab der ersten Spielminute, als Doris am Handy ihrem Dieter den Laufpass gab, weil er sie sexuell nicht mehr attraktiv findet und sie sich eine „Zweitmeinung“ dazu einholen wollte, riss das Duo Neibsheim mit. Als Schwester Petra dann ebenfalls vom Scheitern ihrer Ehe mit Gerhard berichtete, war den beiden Tür und Tor geöffnet um zum Thema „Neusingles in den Wechseljahren“ ein abendfüllendes Programm zu gestalten. Ohne Punkt und Komma führten die Vollblutschwäbinnen bissige Dialoge über ihre zwanghaft jungen Frauen hinterherglotzenden Mannsbilder, die sich ab 40 ebenfalls in einer Art Klimakterium befinden. Dies zeige sich durch den Kauf eines Mountainbikes, im fortgeschrittenen Stadium dann gerne auch durch die Anschaffung eines Motorrads, plauderte Petra aus dem Nähkästchen ihrer Nachbarschaft. Weiter erzählte sie von ihrem ersten Beratungstermin in der Schönheitsklinik, wo sie ein Bodylifting vornehmen lassen wollte. Bei der Anzahl der laut Chirurgen notwendigen „Abnäher“ an ihrem Körper fühlte sie sich allerdings eher wie in einer Änderungsschneiderei.

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„Asiatisch-pilatisches-Yoga“ wurde ebenso thematisiert, wie kochend heiße Füße in der Nacht und Schlaftabletten, die in hoher Dosierung zu erotischen Träumen mit George Clooney führten. Die Herren der Schöpfung, die an diesem Abend ordentlich ihr Fett abbekamen, amüsierten sich dennoch köstlich über die Sichtweise der Frauenwelt und wurden von Doris bei ihrer Suche nach einem Holzfällertyp mit Rückenbehaarung auch immer mal wieder gelungen ins Programm einbezogen. Doris erfolglose Bitte nach einem „Vorspiel“ wurde von ihrem Dieter wie folgt kommentiert: Er hupe doch auch nicht 15 Minuten vor der Garage, bis er hineinfahre. könne, sorgte für tosendes Gelächter bei der Männerwelt.

Nach erfolgloser Männerpirsch durch Neibsheim in der Programmpause, ging es im zweiten Teil des Abends mit Anzeigen in Singlebörsen und der Errechnung des eigenen Marktwertes weiter. Petra berichtete, dass sie auf ihre erste geschaltete Annonce „Mann gesucht“ über 100 Zuschriften erhielt – alle von Frauen, die baten: „Nehmen Sie meinen!“ Die Verzweiflung, einen neuen Kerl zu finden, war so groß, dass sogar ein Musikvideo fürs Internet aufgenommen wurde, in welchem sich Doris auf gefährlich hohen Highheels zum Glitzerkleid gesanglich als „Schwabenmädle“ anpries. Am Ende des Abends hatten die beiden zwar keinen Mann, aber ein restlos begeistertes Publikum gefunden. Auch Veranstalter Thomas Klein zeigte sich erfreut über den bis zur letzten Sitzmöglichkeit gefüllten Neuflizer Platz und darüber, dass der Himmel den Wetterprognosen standgehalten hat und bis zum Ende des Abends dicht hielt.

Geschrieben von Corinna Stein am in Alle Artikel, Bretten, Kultur