Comedy Schnell waren die knapp 700 Karten für „Dui do on de Sell“ vergriffen. Mit ihrem Programm „Reg mi net uf“ begeisterte das Frauenduo sein Publikum.
Von Birgit Uhl – Neckarquelle

Villingen-Schwenningen. Da sie das „Necklemer Fest“ schon seit einiger Zeit aus organisatorischen Gründen nicht mehr ausrichten, hat sich der Necklemer-Verein etwas anderes einfallen lassen. Und so hatte Fritz Schepper die glänzende Idee, die beiden sympathischen Künstlerinnen an den Neckarursprung zu holen.

Petra Binder und Doris Reichenauer erobern auf der Bühne ihr Publikum im Sturm. Man möchte meinen, es sei eher zufällig, dass „Dui do on de Sell“ im Rampenlicht gelandet sind und nun einfach drauflos plaudern. Denn ihre Darbietung geht ihnen so locker und fröhlich von der Hand, dass man bezweifelt, sie könne ernsthaft einstudiert sein.

Da sie von „Oxford-Hochdeutsch“ mal rein gar nichts halten, schwätzen sie, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und sie haben viel zu erzählen. Vor allem Dinge, die sie enervierend finden.

Drauf los schwätzen Da ist allen voran die Altersteilzeit, bei der man nicht an die Frau daheimgedacht hat. Jetzt hat man ihn daheim – für immer. Früher hat er nur abends da gewohnt. In einer Selbsthilfegruppe und unter „www.der-mann-zuhause.de“ kommt die rettende Hilfe. „Dui do“ strickt nun meterweise, um sich zu beruhigen, und „de Sell“ bläst Luftballons auf, um sich abzureagieren – und daheim knallt es nun jede halbe Stunde.

 

Petra beklagt sich bitter, dass ihr Gerhard daheim so gar nichts tut. Und er wird dicker. Trotzdem sei er der Meinung, er habe die Figur eines griechischen Gottes. Sie habe über eine halbe Stunde gebraucht, um ihm zu erklären, dass Buddha kein griechischer Gott sei. Aus Verzweiflung, dass der Gerhard nur auf eingetragene Termine reagiert, bastelt sie ihm einen eigenen Onlinekalender in Form von beschrifteten „Bepperlen“, die im Laufe des Abends zu allgemeiner Belustigung immer wieder mit schlauen Sprüchen an die Zuschauer verteilt werden.

Während dessen beteuert Doris, dass das Gegenteil genau so schlimm sei. Ihr Mann organisiert alles komplett durch bis hin zur Einkaufs-App. Nun mache ihr das Einkaufen überhaupt keinen Spaß mehr. Aus Verzweiflung schiebe sie nun immer wieder fremde Einkaufswagen durch den Laden, um sich nicht so nutzlos zu fühlen. Mit einem wohldosierten Maß an bissigem Humor, lustigen Erinnerungen und exakt gesetzten Pointen jagt man durch eine Vielzahl von alltäglichen Situationen und Klischees.

Bissiger Humor
Es geht um schlaflose Nächte, in denen man verzweifelt überlegt, ob Pinguine Knie haben, um Männerabende in der Gartenlaube, die neidvoll von ihren Frauen belauscht werden, Tratsch über die Nachbarin, die so „weit-nei-bleed“ ist, dass sie keine Brezel esse, weil sie den Knoten nicht aufbekomme, und dass Eifersucht in voranschreitendem

Alter völlig überflüssig ist: „Wenn der Vogel he isch, kannsch den Käfig offen lassen“, weiß Doris zu berichten.

Ganz nebenbei philosophieren die beiden über Dinge, wie die Nutzung von technischen Hilfsmitteln und sich ändernde Erziehungsmaßnahmen, die abgesehen von der humoristischen Darstellung, durchaus einen ernsten Hintergrund aufweisen und zum Nachdenken anregen. Durch ihre charmante Art kann sich ein jeder wieder erkennen und auch über sich selbst lachen. Ein guter Hinweis, sich selbst und andere nicht zu ernst zu nehmen und etwas toleranter zu sein.

Wer ihre Auftritte live und im Fernsehen verfolgt, weiß, dass die beiden Kabarettistinnen ihre Programme immer wieder mit

Kleinigkeiten aktualisieren. Sie spulen nicht einfach „ihr Ding ab“, sondern machen sich regelmäßig Gedanken, wie sie ihr Publikum begeistern können. Sie sind bestens aufeinander eingespielt und machen Comedy auf professionellem Niveau. Dennoch sind sie bodenständig. Die fröhliche Stimmung war durchzogen mit etlichen Lachern sowie beifälligen Zurufen. So ist es kein Wunder, dass nach der Zugabe eine lange Menschenschlange im Foyer darauf wartet, mit ihren Lieblingen fotografiert zu werden oder ein Autogramm zu erhaschen. Im August spielen sie in Rottweil. Wer sie einmal live erleben will, sollte sich frühzeitig um Karten bemühen. Es lohnt sich – ein Abend mit Lachgarantie.