
Zu einer schwäbischen Mundarthochburg wurde die mit über 400 Besuchern sehr gut gefüllte Stadthalle mit dem Duo „Dui do on de Sell“, als die beiden süddeutschen Kabarettistinnen Petra Bilder und Doris Reichenauer – zwei Frauen, in der Mitte des Leben stehend, die über das Erlebte und Geschehen in schwäbischen Familien sehr unterhaltsam lästerten.
Mit schwäbischem Charme
Schwäbischer Charme, kabarettistischer Blick: So legten sie Schwächen von Frauen und Männern offen, ohne sich dabei selbst und ihre Kinder zu schonen. Dass viele der Besucher sich in etlichen Szenen wiedererkannten, wurde bei Gesprächen in der Pause und nach Schluss des Abends deutlich.
Mit messerscharfen Wortwitz und auch sarkastischer Selbstironie strapazierten „Dui do on de Sell“ die Lachmuskeln ihrer Gäste und waren im Plauderton zwischen zwei Freundinnen mehr zwei Stunden mit Vollgas durch Lästergeschichten unterwegs. Ganz unterschiedliche Bereiche des schwäbischen Alltaglebens – bis hin zum Golfspiel und der ständigen Angst, ungewollt Oma zu werden – wurden oft mit hintergründigem Humor und vielen Pointen angesprochen.
Publikum mit einbezogen
Wobei auch das Publikum, darunter ein Besucher aus Kiel, mit in ihre Späße einbezogen wurde. „Hast du Deinen Traummann gesucht“, fragte Doris eine Besucherin, „und warum hast Du den neben Dir geheiratet“ ?
Viele Geschichten drehten sich um das Aussehen der reifen Frauen, um die Schwimmringe am Körper und auch die richtige Frisur. „Wenn es von hinten pfeift und von vorne ein Erschrecken verursacht, dann muss du die Haare kürzer schneiden“ meinte Doris. Wobei sie ständig am Handy hing, um ihren Sohn davor zu bewahren, sie zur Oma zu machen.
Lustige Szenen aus dem Eheleben
Viel Szenenapplaus gab es bei der Aufarbeitung des Verhältnisses der Eheleute zueinander. In der Ehe müsse man streiten, sonst passe man nicht zusammen, so eines der Erkenntnisse. Dass das Duo sich selbst auch nicht schonte, zeigte das Jammern von Doris über ihren Hexenschuss. Petra sagte: „Du hast keinen Hexenschuss, denn man sticht nicht seine eigene Welt.“
Ständig wurden die kabarettistischen Schauplätze und Themen gewechselt, denn neben den Gesprächen in einem Wartezimmer, dem Fußballtick mit eingeengtem Tunnelblick der Männer, einem Zahnarztbesuch und dem eigentlich verbotenen Blick ins Tagebuch des Mannes ging es auch um das Testament, eine Fahrt im Kreisverkehr und sogar um Yogaübungen, um die Figur zu verbessern.
Zum Schluss kam dann doch noch die befürchtete Ankündigung vom Sohn, dass Doris doch Oma werde, denn er fragte über Telefon, ob Tante Petrs noch ihren Babylaufstall habe – womit der Vorhang nach mehr als zwei tollen Stunden in schwäbischer Mundart fiel.
Von Dagobert Maier Südkurier 05.10.2018