Ein volles Haus beschert dem Schwarzwälder Boten das schwäbische Comedy-Duo „Dui do on de Sell“, Petra Binder (links) und Doris Reichenauer. Fotos: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

„Vielen Dank für den witzigen Abend“ – die jungen Damen sprachen dem Publikum der Neuen Tonhalle in Villingen-Schwenningen aus dem Herzen, als sie nach fast drei Stunden Unterhaltung mit „Dui do on de Sell“ Petra Binder und Doris Reichenauer am Autogrammtisch gegenüberstand.

 

 

Der Schwarzwälder Bote hatte zum neuen Programm des schwäbischen Comedy-Duos eingeladen, und rund 900 Zuschauer besetzten die gute Stube der Stadt bis auf den letzten Platz.

„Das Zauberwort heißt ­Bitte“ lautete der Titel, unter dem die beiden Künstler­innen über ihren Frauenalltag und insbesondere die Männer darin philosophierten, Kindheits- und Jugenderinnerungen austauschten und sich mit der heutigen Jugend auseinandersetzten. Was täglich in den Cafés und an Stamm­tischen auch passiert, wäre sicherlich kein Grund, damit auf die Bühne zu gehen. Ganz anders bei Petra Binder und Doris Reichenauer: Die ­Banalität eines Geplauders unter Freundinnen spitzen die beiden seit 15 Jahren so erfolgreichen Kabarettistinnen zu, dass im Saal kein Auge ­trocken bleibt.

Ob sie sich als Ehefrauen und Mütter mit Shoppen etwas Gutes tun wollen („die Handtasche hat wirklich „Mama“ gerufen), ob sie mit Hilfe des Publikums ihren schwäbischen Dialekt ergründen („Ein anderes Wort für ­lommelich?“ – „Lätschig!“ – „Nein, das ist nicht nur ­lommelich, sondern auch noch feucht“) oder über die Wehleidigkeit ihrer Kinder lästern („mein Opa hot immer g’sagt, g’heult wird nur, wenn’s stark blutet oder bled wegstoht“), die Zuschauer hängen ihnen an den Lippen, erkennen sich und ihren eigenen Alltag wieder und schütten sich aus vor Lachen.

Während Doris ein Problem damit hat, vielleicht Oma zu werden – und dieser für sie (noch) quälende Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend –, hadert Petra mit den Freunden ihrer Tochter. Den letzten habe sie vergrault, nur, weil sie ihn trösten wollte: „So jung und schon keine Haare mehr und – oh Gott! – auch noch orthopädische Schuhe!“

Einig sind sich die beiden Damen darin, dass das einzig Schlechte an der Jugend ist, „dass wir nicht mehr ­dazugehören“. Von Schwermut kann bei „Dui do un de Sell“ trotzdem keine Rede sein. Doris schwärmt von ihrem neuen feschen ­Hausarzt, der Sohn des bisherigen, für den sie Schmerzen an allen gewünschten abtastbaren Stellen bekomme. Petra denkt über den Wal nach, der so viel schwimmt, sich nur von ­Wasser und Fisch ernährt und trotzdem fett ist. ­“Vielleicht liegt es doch nicht an der Schokolade?“ sinniert sie und streicht sich über ihre Rundungen.

Und dann sind sie doch da, die Gedanken über das ­Älterwerden: Dass man sich beim Schuhezubinden überlegt, „was man da unten gleich noch miterledigen könnte“ oder alten Gouda, den man eigentlich gar nicht mag, nur aus Mitleid kauft. Und dann kommt sie wieder, die Frage, die die Bühnen­akteurinnen mit den Menschen im Zuschauerraum eng verbindet: „Kennert’er des?“