Dui do on de Sell
Das Duo „Dui do on de sell“ nahm in der Laufener Festhalle in schönstem Schwabendialekt nicht nur Fitnesstrends und Modewahn auf die Schippe.

Als Garant für beste kabarettistische Unterhaltung waren das Duo „Dui do on de sell“ in Laufen Wiederholungstäter: Nach dem letztjährigen großen Erfolg von Petra Binder und Doris Reichenbacher hat sich das Publikum in der ausverkauften Festhalle auch heuer beim Auftritt der beiden Komödiantinnen – präsentiert vom Zollern-Alb-Kurier – vor Lachen geschüttelt. „Das Zauberwort heißt Bitte“, so der Titel des aufgeführten Programmes, in dem sich das Duo abermals ausgiebig übers Älterwerden und die Männer ausließ.

Der Handlungsrahmen des Mundartstücks ist rasch umrissen: Petra und Doris kennen sich seit der Schulzeit und treffen sich regelmäßig zum Plausch kreuz und quer durch den Gemüsegarten. Petra, brünett und vollschlank, ist seit 30 Jahren mit ihrem Gerhard verheiratet. Doris hat den „Ihren“ noch frisch. Allein durch „Wasserkraft“ habe sie einen Ring von ihm bekommen. Überhaupt: wenn Frau das Wort „Bitte“ gekonnt einsetze, erreiche sie bei Männern alles, betont die sportliche Blondine mit der flotten Kurzhaarfrisur.

Alles in allem ist ihre Welt gerade im Lot, doch das ändert sich schlagartig, als ihr Sohn Kevin nebst neuer Flamme Joana-Luise ihren Besuch ankündigen. Einige Bemerkungen Kevins sind ihr höchst suspekt, wird sie gar Großmama. Eine Vorstellung, mit der sich die jung gebliebene Mittfünfzigerin eventuell noch nicht anfreunden kann?

Doch das erfährt der gespannte Zuschauer erst ganz am Ende des Auftritts. Bis dahin gibt es noch viel zu lachen: Über Fitnesstrends und Modewahn, über Jugendsprache und Altersbeschwerden – viele aktuelle Themen werden auf die Schippe genommen.

Verbale Hemmschwellen? Fehlanzeige. Überraschende Wendungen im scheinbar heiter-flapsigen Plauderton sind die Regel und demaskieren als bildkräftige An- und Aussagen von geballter Durchschlagskraft die sprichwörtliche Faust im Samthandschuh. Seinen Ex rotzig als „Dackl“ zu bezeichnen, mag dem Nicht-Schwaben recht harmlos erscheinen – nur der echte Schwabe versteht, dass er sich damit den Therapeuten sparen kann. Dazu bieten Doris und Petra ultimative Lösungen für eheliche Alltagsprobleme an. Die Sportschau? Muss kein rotes Tuch für gestresste Ehefrauen sein, sondern lässt sich ebenso gut zum eigenen Vorteil nutzen. Wie? Wochenlang im Plastikbeutel zurückgehaltene Einkäufe just zum Anpfiff präsentieren. Zum Umgang mit schwäbischen Männern raten die Beiden: „Einfach mit deren mundfaulem Steno-Befehlston zurückschießen.“ Als Petras Mann einmal heimkam und in die Küche rief: „Was gibt’s zu essen und wie geht’s den Kindern?“ habe sie geantwortet: „Schnitzel und Durchfall.“

Mehr als zwei Stunden lang hielten „Dui do on de sell“ das Laufener Publikum bei der Stange. Selbst bei der Zugabe verebbte das schallende Gelächter aus den Sitzreihen nicht.

von Sabine Miller